The story even get's better:
https://www.nzz.ch/wirtschaft/ld.1740852
Überraschende Wendung im Krimi um eine millionenteure, aber zusammengebastelte Vintage-Uhr von Omega
Jetzt ist klar, wer an einer Auktion in Genf eine gefälschte Vintage-Uhr von Omega gekauft hat: Omega selbst. Das Unternehmen erklärt, dass es von eigenen Mitarbeitern mehrfach getäuscht wurde. Die Beteiligten sind entlassen, die Firma prüft strafrechtliche Schritte.
In der
rätselhaften Affäre um eine zusammengebastelte alte OmegaSpeedmaster, die im November 2021 an einer Uhrenauktion in Genf einen Rekordpreis von über 3 Millionen Franken löste, führen die Spuren zum Bieler Uhrenhersteller selbst. Wie Omega, eine Tochter der Swatch Group der Familie Hayek, am Freitagabend mitteilte, war die Marke selber die Käuferin der 3-Millionen-Uhr.
Museumsleiter plädierte für den Kauf
Die Uhr sei vom Leiter des hauseigenen Museums ersteigert worden, mit dem Segen der Firmenleitung. Wie Omega weiter erklärt, hat der Museumsleiter argumentiert, es handle sich bei der Speedmaster aus dem Jahr 1957 um einen seltenen und aussergewöhnlichen Zeitmesser, der unbedingt in die Sammlung von Omega aufgenommen werden und daher um jeden Preis bei dieser Auktion gekauft werden müsse.
Dass die Uhr beim Auktionshaus Phillips für 3 Millionen Franken unter den Hammer kam, verblüffte Uhrensammler und -kenner weltweit. Das war rund acht Mal so viel, wie je für eine Speedmaster bezahlt wurde, und etwa das Dreissigfache des Schätzwerts. Üblicherweise gehen nur Vintage-Armbanduhren der Marken Rolex oder Patek Philippe zu solchen Millionen-Preisen über den Tisch.
Wie die NZZ diese Woche unter dem Titel
«Aus einer alten Omega wird eine Drei-Millionen-Speedmaster» berichtet hat, war die Uhr allerdings nicht die Rarität, als die sie im Auktionskatalog angepriesen wurde. Es handelt sich vielmehr um eine Uhr, die Fälscher aus mehreren Uhren und teilweise nachgebauten Einzelteilen zusammengebastelt haben.
Wie es im Artikel heisst, waren auch drei Mitarbeiter von Omega an der Herstellung der Uhr beteiligt. Sie gaben unter anderem interne Informationen heraus, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, wichtige Teile der Uhr täuschend echt zu reproduzieren. Omega hat diese Mitarbeiter und auch den Leiter des hauseigenen Museums inzwischen entlassen.
Bis zur Klarstellung von Omega am Freitagabend war allerdings unklar, wer bereit war, die Uhr an der Auktion zu diesem exorbitanten Preis zu kaufen. In der Branche wurde zwar kolportiert, dass zwei steinreiche Sammler sich gegenseitig hochgetrieben hätten, aber glaubwürdig war diese Geschichte nicht. Es gab vielmehr Hinweise, die auf eine konzertierte Aktion der unbekannten Verkäufer deuteten.
Dass Omega selbst an der Auktion zugeschlagen und dabei en passant einen Rekordpreis produziert hat, ist nichts Aussergewöhnliches, im Gegenteil: Es ist ein offenes Geheimnis in der Branche, dass das viele Uhrenhersteller im Stillen tun. Einerseits um seltene Stücke wieder in die eigenen Hände zu bekommen. Anderseits auch, um die Preise für Vintage-Uhren zu pflegen und damit Begehrlichkeiten bei reichen Käufern zu wecken.
Die Verkäufer sind auch die Käufer
Der Fall der zusammengebastelten Rekord-Speedmaster ist jedoch verzwickter: Die gleichen drei Mitarbeiter – unter ihnen der Leiter des Omega-Museums – waren auf der Verkäufer- wie auch auf der Käuferseite aktiv. Will heissen: Sie haben zusammen mit Drittpersonen aus Original- und nachgebauten Teilen eine Uhr kreiert, ihr einen sauberen Stammbaum ausgestellt und sie dann – mit Geld von Omega – zu einem exorbitanten Preis gewissermassen sich selber abgekauft.
Der Uhrenhersteller Omega und das Auktionshaus Phillips betonen beide, Opfer einer organisierten kriminellen Aktivität zu sein. Omega wird gemäss eigenen Angaben strafrechtliche Schritte gegen alle Beteiligten einleiten.